Rheinische Post, Lokale Kunst vom 16.06.2015

Rheinische Post, Online vom 16.6.2015

von Sabine Hannemann und Armin Fischer (Foto)


Experimente mit explodierenden Farben


Iris Jurjahn aus Alpen hat in Xanten ihre erste Einzelausstellung. Intensive Farben sind ihre Bildsprache. Gesichter mit geschlossenen Augen gehören in die Themen-Reihe "Innehalten". Die Werke vermitteln den Betrachter Ruhe. FOTO: Armin Fischer


Xanten. Künstlerin Iris Jurjahn aus Alpen setzt im Xantener Dreigiebelhaus mit "wesenHaft" die kleine Porträt-Reihe fort.


Von Sabine Hannemann


Die Künstlerin Iris Jurjahn stellt ihre Arbeiten in der Galerie im Xantener Dreigiebelhaus aus - "wesenHaft", so der Titel der Ausstellung, ist die dritte der kleinen Porträtreihe. Bislang wurden Arbeiten von Iris Jurjahn in Gruppenausstellungen gezeigt. "Hier habe ich meine erste Einzelausstellung", sagte sie bei der Vernissage am Sonntag zu ihren Gästen. 30 Arbeiten unterschiedlicher Formate stellt die Alpener Künstlerin den Besuchern erstmals vor. Die Arbeiten, überwiegend aus den letzten beiden Jahren, geben Einblicke in verschiedenste Schaffensphasen auf Leinwand und Papier als Bleistiftzeichnungen und Kohlearbeiten. Auffällig sind nicht nur die Formate, sondern auch die Farben. Lebhaft und dynamisch, vielleicht spontan, aus dem Gefühl entstanden, so ein erster Eindruck.


Iris Jurjahn sagt über ihre Arbeiten, dass sie aus dem Chaos heraus geschaffen werden. Gemeint hat sie damit die Phase während des Males, wenn sie Teilstücke farblich hervorhebt, andere schemenhaft lässt. Alles individuelle Entscheidungen der Künstlerin, wie Friederike Pönisch bei der Einführung betont.


Die Arbeiten zeigen auch, wohin der künstlerische Entwicklungsprozess Jurjahn geführt hat. Pönisch macht es am Beispiel von "Nah und Fern" fest, Leinwandmaße 1,20 mal 1,60 Meter. Zu sehen ist eine Frau im Halbprofil, erkennbar nur an den Umrissen. Der Betrachter wähnt sie durch die Hintergrundfarben am Strand. Das Bild hat etwas Geheimnisvolles, will man als Betrachter doch wissen, ob die Dame sich zu- oder abgewandt hat.


Die Bilder von Iris Jurjahn leben nicht nur durch ihre explodierenden Farben und Formate, sondern auch durch den Wechsel von glatten und strukturierten Farbflächen. Auffällig die Wiederholung der Motive. Jurjahn: "Einige Bilder gehören zum Thema ,Innehalten', das ich bearbeitet habe." Zu sehen sind Gesichter mit geschlossenen Augen, die dem Betrachter Ruhe vermitteln. Jurjahn malt Menschen in den verschiedensten Situationen. Ideen holt sie sich aus ihrem unmittelbaren Umfeld. Oft haben sie ihren Ursprung in der emotionalen Welt oder stammen aus der Kindheit.


Malerei ist für die Künstlerin nicht detailgetreue Wiedergabe. Dass sie es kann, zeigen Skizzen mit figürlichen Darstellungen mit Bleistift. Während sie mit Acryl klare Linien zieht, wirken die Grafiken konturlos ästhetisch. Nichts soll perfekt sein. Hinter den experimentellen Zeichnungen stehen pragmatische Fragen. "Wie viel Linien braucht es, um etwas erkennen zu können?"


Die freischaffende Künstlerin hat am Institut für Bildende Kunst und Kunsttherapie in Bochum Malerei und Grafik studiert. Iris Jurjahn lebt und arbeitet in Alpen. Die Ausstellung im Dreigiebelhaus ist noch bis zum 22. August zu sehen. In den ersten drei August-Wochen ist die Galerie geschlossen. Ein Ausstellungsbesuch ist in der Zeit nur nach Absprache unter Telefon 01520 1798532 möglich. ´

Quelle: RP

 

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